Vielen Dresden – Besuchern ist gar nicht bewußt, daß nur rund 25km nordwestlich und eine kurze S-Bahnfahrt entfernt an der Elbe eine weitere sehenswerte Stadt liegt: Meißen. Bekannt ist Meißen vor allem als sächsische Porzellanstadt – von hier verbreitete sich die europäische Porzellan – Produktion. Ein Alchimist hatte etwas vorlaut behauptet, er könne Stroh zu Gold spinnen… oder vielleicht nicht Stroh, so doch irgend etwas anderes. Der sächsische Kurfürst war natürlich scharf auf das glänzende Metall, welches den Prunk bei Hofe noch vergrößern könnte und ließ den Aufschneider einsperren. Heraus kam nicht Gold, so doch aber wenigstens feinstes Porzellan, was bisher aus dem fernen China eingeführt werden mußte. In der Albrechtsburg auf dem Burgberg zu Meißen entstand 1710 die erste Manufaktur für sächsisches Porzellan. Dort wurde das Geheimnis seiner Herstellung gehütet – bis ein insider floh und in Wien mit offenen Armen empfangen wurde.
Die Albrechtsburg mit dem Meißner Dom ist auch heute die bekannteste Ansicht der Stadt, die sich bei allen Besuchern wohl unauslöschlich einprägt. Doch nicht nur solche Panoramen aus dem Elbtal sind sehenswert in Meißen. In der Altstadt haben sich viele kleine Details erhalten, die auf Entdeckungstour in den Gassen und auf den Burgpfaden gesucht werden können. Kleine Brunnen, Symbole an den Mauern, dunkle, vergitterte Kelleröffnungen, Fachwerkschnitzereien, Erker, steile Steintreppen, große Tore und schmale Pforten und natürlich überall mal wieder das eine oder andere Mosaik aus Porzellan machen den Rundgang durch Meißen zu einem Erlebnis. Dieser Detailfülle konnte offenbar auch die Elbe nichts anhaben, die bereits mehrfach mit heftigen Hochwässern die Altstadt überflutete. Besonders in der Sommerszeit ist Meißen auf’s Freundlichste herausgeputzt, zumal viele Randplätze, Fenstersimse und Pflasterecken mit üppigem Blumenbukett verziert sind.
Dazu bietet Meißen eine angenehme 3 – Dimensionalität. Während sich das Elbtal tief einschneidet und die Stadt trennt, geht es im Westen rasch hinauf zu Markt mit Rathaus und Frauenkirche. Parallel fließt die Triebisch in einem Seitental zur Elbe hin. Hinterm Markt nimmt die Steigung nochmal kräftig zu, so daß einige Aufstiege zum Burgberg mit der Albrechtsburg nur noch über Treppen verlaufen. Wer es etwas geruhsamer und dafür visuell abwechslungsreicher mag, der nimmt die Gassen, die sich in weiten Serpentinen am Berghang hinstrecken. Gerade diese ermöglichen vielfältige Blicke zurück auf die Stadt und ins Elbtal, jedoch auch auf grüne Hinterhöfe und besondere Baudetails. So kann jeder sein spezielles Meißen – Erlebnis erlaufen, welches abseits der bekannteren „Bilderbuch – Ansichten“ beeindruckende Einzelheiten offenbart.
Nicht alles ist „alt und verstaubt“ in Meißen. Auch das letzte Jahrhundert hat weitere, neuere Bauwerke hervorgebracht. Darüber kann man streiten oder akzeptieren, daß jede Zeit ihren Stil entwickelt. Beispiele sind die Elbbrücken, die Altstadt und den östlichen Stadteil Meißen Cölln verbinden oder das frühere Hotel Hamburg, welches noch nach seiner neuen Rolle sucht. Ein Beispiel ist auch der neue, moderne Bau des Porzellanmuseums „Museum of Meissen Art“ neben der Manufaktur.
Insgesamt zeigt sich Meißen dem Besucher als lebendige Stadt mit vielen historischen Einblicken insbesondere in die sächsische Geschichte, mit einer soliden regionalen Kunstszene insbesondere der darstellenden Kunst und als ein Ort, wo es sich leben läßt.