Jagdschloß Hubertusburg Wermsdorf – Sachsens barocke Pracht

Eines der größten sächsischen Schlösser liegt mitten im Land zwischen Leipzig und Dresden – das barocke Jagdschloß Hubertusburg im kleinen Wermsdorf. Im Siebenjährigen Krieg nach nur kurzer Nutzung durch den Hof geplündert, war es über Jahrzehnte ein Schatten seiner selbst. Seit der Jahrtausendwende bemüht sich das Land Sachsen um eine schrittweise Sanierung und Nutzung – ein Juwel beginnt zu leuchten.

Die Hubertusburg – Jagdvergnügen für den Sächsisch – Polnischen Hof

Bereits im 17. Jahrhundert war der sächsische Kurfürst regelmäßig zu Gast in Wermsdorf, um im nahegelegenen Wermsdorfer Wald und der Dahlener Heide seinen Jagdvergnügungen nachzugehen. Dazu gab es ein eher bescheidenes Renaissance – Schloß, welches heute der Gemeindeverwaltung als Domizil dient und mehr oder weniger ein Schattendasein führt. Denn in den 1720er Jahren entstand auf dem Hügel nur wenige Hundert Meter weiter ein Palastareal, welches sich mit den großen und prunkvollen Hofanlagen des europäischen Barock messen konnte. Versailles bei Paris galt zu jener Zeit als Maßstab.

Der Bau der neuen Hubertusburg von 1728 mit drei Flügeln um einen Ehrenhof genügte schon bald den ausufernden Ansprüchen nicht mehr. Die Neuauflage, 1752 fertiggestellt, war ein großer Komplex mit vier umlaufenden Fluchten, einem Ballsaal immerhin einen halber Meter länger als der von Versailles und umfangreichen Nebengebäuden. Das Schloß Hubertusburg gilt als eines der größten barocken Jagdschlösser in Europa. Schließlich wollte die gesamte Sächsisch Kurfürstliche Jagdgesellschaft untergebracht werden und für rund einen Monat, fern von Dresden und Warschau, Hof halten. Richtig gelesen, Dresden und Warschau, denn die sächsischen Kurfürsten waren zu jener Zeit auch König von Polen. Deshalb ist z.B. die Schloßkapelle der Hubertusburg, im linken Flügel des Hauses untergebracht, katholisch. Obwohl Sachsen eher zu den Kernländern der lutherischen Reformation gehört.

Die Jagden dieser Zeit waren Parforce – Jagden. Auch hier das französische Vorbild. Eine riesige berittene Jagdgesellschaft folgte einer ebenso riesigen Hundemeute, um mit Gewalt – Par force – das Wild aufzuscheuchen, zu hetzen und zu stellen. Das bedeutete, das über 200 Pferde und bis 250 Hunde an der Jagd beteiligt waren. Entsprechend viel Personal einschließlich Pferdeburschen, Hufschmied und Veterinär waren erforderlich. Dazu kamen die Bediensteten, die für rauschende Feste und Gelage am Rande der Jagden zu sorgen hatten. Diese fanden im November, um den Hubertustag herum statt.

Allerdings wurde das Schloß Hubertusburg in Wermsdorf kaum vier Jahre für höfische Zwecke genutzt. Im Jahr 1756 begann der Siebenjährige Krieg, bei dem Sachsen mit Österreich verbündet war. Der Preußenkönig Friedrich II. ließ in diesem Krieg die Hubertusburg plündern, und zwar mit preußischer Gründlichkeit. Selbst das Blattgold soll von den Türklinken geschabt worden sein und auf den Freiflächen loderten wochenlang Feuer, in denen die Dachplatten eingeschmolzen wurden.

Als im Februar 1763 in der Hubertusburg über das Ende des Krieges verhandelt wurde, mußte der sächsische Unterhändler Thomas Freiherr von Fritsch Stühle bei Gastwirten ausleihen, um in den Gebäuden tagen zu können. Der alte Fritze, seines Zeichens Preußenkönig und Plünderer, quartierte sich lieber im nahen Schloß Dahlen ein und fand es dort „wirklich ganz kapabel, fast schon exquisit„.

Rauschende Hofjagden fanden in der Folge in Wermsdorf nicht mehr statt, die Bälle in der Hubertusburg blieben blasse Erinnerungen. Die riesigen Gebäude wurden als Lager oder als Fayence – Manufaktur genutzt, später als Lazarett, Gefängnis („Festungshaft“ für August Bebel und Willhelm Liebknecht wegen ihrer Ablehnung zum Deutsch – Französischen Krieg) und Irrenanstalt, woraus in der DDR ein psychiatrisches Fachkrankenhaus wurde. Baulich waren die Anlagen der Hubertusburg Wermsdof Anfang der 90er Jahre abgewirtschaftet und heruntergekommen. Die Renaissance als barockes Prunkschloß steht der Hubertusburg noch bevor, doch Teile sind bereits gut saniert und im Sommer für Ausstellungen der Sächsischen Kunstsammlungen geöffnet. So läßt sich immerhin schon erahnen, welche Pracht dem Jagdschloß Hubertusburg einst innewohnte.